Ananas

Der Ananas-Weltmarkt ist in den letzten 20 Jahren schnell gewachsen, allein seit 1998 um fast 50%. Das liegt zum Teil an der Beliebtheit der neuen Sorte „Gold“, die größere Früchte und einen höheren Zuckergehalt hat. Ihr voller Geschmack, die Farbe und die konstante Qualität sichern die Nachfrage.

Ananas aus Costa Rica

Die meisten Ananas auf dem Weltmarkt kommen aus Lateinamerika, davon 75% aus Costa Rica. Sie werden in großen Monokulturen angebaut, im Eigentum einiger, weniger aber großer einheimischer und multinationaler Fruchtunternehmen. Eines von ihnen ist Del Monte, das zusammen mit seinen Filialunternehmen mehr als 50% der aus Costa Rica exportierten Ananas produziert. Früher dominierten Del Monte, Dole, Fyffes und Chiquita die weltweiten Ananas-Lieferketten. Das hat sich in den letzten zehn Jahren durch den wachsenden Einfluss großer Einzelhandelsunternehmen geändert. Die Zahlen sprechen für sich: Entlang der Wertschöpfungskette des Nachschubweges entfallen auf den Einzelhandel 41% des Werts.

Für die Arbeiter*innen im Ananasanbau bleib nur ein sehr kleiner Anteil von 4% in der Wertschöpfungskette. Deshalb sind die Bedingungen für die Arbeiter*innen allgemein schlecht. Sie leiden unter Armutslöhnen, überlangen Arbeitstagen, Gewerkschaftsunterdrückung, Geschlechterdiskriminierung und Gesundheitsproblemen durch die Arbeit mit giftigen Chemikalien. Die Ananaswirtschaft trägt auch Verantwortung für bedeutende Umweltschäden in den Produzentenländern.

Beispiele für gute Bedingungen in sozialer und ökologischer Hinsicht kann man bei Kleinproduzenten mit Bio- und Fair-Trade-Zertifizierung in der Nordregion von Costa Rica und in Ghana finden. Jedoch sind sie eine Minderheit in einem Landwirtschaftszweig, der von wenigen großen, herkömmlichen und mächtigen Fruchtunternehmen beherrscht wird.

Arbeitsrechte

Rund 70% der Arbeiter in den Ananas-Plantagen von Costa Rica sind Wanderarbeiter aus Nicaragua. Sie sind das Geheimnis des Erfolgs der Ananas aus Costa Rica, weil sie billiger und flexibler arbeiten als Einheimische. Viele haben keine offiziellen Dokumente und kein Visum. Sie sind besonders der Willkür der Unternehmer ausgeliefert, die sie feuern, wenn es Anzeichen für Probleme gibt, z.B. wenn sie sich über die Arbeitsbedingungen beschweren oder einer Gewerkschaft beitreten. Rund 50% der Arbeiter auf den Ananasplantagen in Costa Rica sind über Sub-Unternehmen beschäftigt. Dadurch werden Kosten gespart. Die über Subunternehmer eingestellten Arbeiter*innen müssen flexibel sein, bekommen geringere Löhne und sind nicht gewerkschaftlich organisiert. Subunternehmen verringern zudem die direkte Verantwortung der Fruchtunternehmen für angemessene Arbeitsbedingungen und Einhaltung von nationalen und internationalen Arbeitsgesetzen. Die meisten Arbeiter*innen bekommen zwar einen Lohn, der nominal über dem nationalen Mindestlohn liegt. Aber dafür müssen sie 14 Stunden am Tag arbeiten, an sechs Tagen in der Woche. Viele Ananas-Arbeiter verdienen nur die Hälfte dessen, was ein existenzsichernder Lohn wäre.

Die Ananasunternehmen ziehen als Beschäftigte immer mehr Männer vor, wegen der „hohen Kosten“ durch die Beschäftigung von Frauen, wobei sie u.a. die Lohnfortzahlung während der Mutterschutzzeit anführen. Für Frauen, die es schaffen einen Job zu bekommen, können die Bedingungen sehr hart sein, z.B. durch Diskriminierung und sexuelle Belästigung. Die langen Arbeitstage sind besonders für Frauen sehr problematisch, weil sie an erster Stelle für die Versorgung von Familie und Haushalt verantwortlich sind. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad in der Ananas-Produktion in Costa Rica ist extrem gering (ca. 2%). Gewerkschaftsmitglieder sind oft Diskriminierungen, Verfolgungen und manchmal auch Gewalt ausgesetzt. Gegen Gewerkschaften werden folgende Taktiken angewendet:

  • Versetzung von Gewerkschaftsmitgliedern zu unbeliebten und gering bezahlten Arbeitsstellen.
  • Massive Entlassungen, danach Neuanstellungen nur für Nicht-Gewerkschaftsmitglieder
  • Gewerkschaftsmitglieder werden in „Schwarzen Listen“ geführt und finden dann auf anderen Plantagen keine Arbeit mehr.

Umwelt

Die Produktion ist von dem ständigen und intensiven Einsatz einer ganzen Reihe von giftigen Agrarchemikalien abhängig. Die umweltschädlichen Methoden der nationalen und internationalen Produktionsunternehmen verursachen Umweltprobleme durch die Verseuchung von Grundwasservorkommen, Bodenerosion, Sedimentablagerungen und Waldabholzungen.

In vielen Gemeinden sind die natürlichen Trinkwasservorkommen vergiftet, z.B. in den Gemeinden El Cairo, La Francia und Luisana in Costa Rica. Dort sind mehr als 6.000 Menschen auf die Trinkwasserversorgung durch Tankwagen der Regierung angewiesen sind. Aus diesen Gemeinden gibt es Berichte über Gesundheitsprobleme wie Hautkrankheiten, Atembeschwerden, Magen- und Darmerkrankungen sowie Geburtsfehler.

Trotz nationaler und internationaler Kampagnen für den Stopp der schädlichen Ausweitung der Ananasproduktion und für die Haftbarmachung der Unternehmen für Ihre Geschäftspolitik werden Umweltbestimmungen weiter missachtet. Die finanzielle und politische Macht der Ananas-Unternehmen sichert ihre Straffreiheit.